Gelöschte Kerzen:
Die Verfemte / Die Unschuldigen

 

Die Verfemte
Eingebettet in eine Rahmenhandlung, - die Ich-Erzählerin befindet sich auf dem Gut Golzow, wo ein leerer Bilderrahmen in der Ahnengalerie sie nach der verfemten Anna Elisabeth fragen lässt -, erzählt die „Chronika“, was sie über diese weiß (Binnenerzählung): Anna Elisabeth hatte gerade im Schwedenkrieg 1675 ihren Gatten verloren, als ein flüchtender junger schwedischer Offizier bei ihr Zuflucht sucht. Sie rettet ihn vor den Männern ihres Gutes, die mit ihm kurzen Prozess machen wollen, denn der junge Schwede appelliert angesichts der Schwangerschaft Anna Elisabeths an deren Mütterlichkeit. So führt sie nachts den jungen Schweden durch das Moor, damit dieser Anschluss an seine Truppe findet. Seitdem ist Anna Elisabeth verfemt, ihr Bild wird in der Ahnengalerie aus dem Bilderrahmen genommen.

Der äußere Rahmen der Erzählung schließt damit, dass die Nachkommen der Anna Elisabeth 1945 bei Kriegsende auf demselben Weg durch das Moor Rettung finden wie damals der junge Schwede. Dessen damaliger Segenswunsch, dass das Kind, das Anna Elisabeth trägt, und alle Kindeskinder um dieser Rettungstat willen gesegnet sein mögen, wurde jetzt ihnen selbst zur Rettung. So revidieren sie ihr Urteil über Anna Elisabeth.


Die Unschuldigen
Auf Schloss Hohenaßlau erinnert sich der kleine Heini an die letzte Bombennacht vor der Flucht ins Schloss: Er hat die toten Kinder, die man aus den eingestürzten Häusern trug, für Puppen gehalten. Sein Vater, ein Offizier, hat sich das Leben genommen, weil er einen unmenschlichen Befehl nicht ausführen wollte. Nach dessen Willen soll Heinis Mutter Onkel Eberhard heiraten. Dieser gleicht einem Feldhauptmann von Aßlau aus dem Dreißigjährigen Krieg, der eine Kirche samt der eingeschlossenen protestantischen Gemeinde verbrannt und darüber nur gelacht hat. Die übrig gebliebene Glocke hatte er an die Kirche in Niederaßlau vermacht und sich, als sie dort bei der Messe geläutet worden ist, zu Tode gelacht. Onkel Eberhard hat im Krieg die Truppe befehligt, die, ohne dass er dabei war, Oradour mit Frauen und Kindern verbrannt hat. Heinis Mutter meint, Eberhard müsse sich wegen dieses Geschehens stellen, was dieser jedoch ablehnt. Als das Aufgebot für Heinis Mutter und Onkel Eberhard bestellt wird, schleicht sich Heini in die Kirche und läutet jene Glocke. Er wird dabei von Mutter und Onkel überrascht. Eberhard lacht darüber, läutet die Glocke selber weiter, diese stürzt ab, trifft ihn aber nicht. Als Heini auf dem Krankenbett wieder zu sich kommt, ist Eberhard in die Fremdenlegion weggegangen.

zurück